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Depressionen…

…sind Erkrankungen mitten in der Gesellschaft und in all deren Gruppen. Unerkannte – besser gesagt – unbehandelte Depressionen führen leider viel zu oft in den Suizid.

Eine Depression muss professionell behandelt werden


Die Heilungschancen nach einer einzelnen depressiven Episode sind gut. Etwa die Hälfte der Betroffenen erleidet ohne geeignete Vorsorge, bezogen auf die Lebenszeit, einen Rückfall.
Bei schweren Depressionen sind es sogar dreiviertel der Betroffenen.

Am Punkt der Vorsorge setzt die Psychotherapie an


Wir sind allesamt medizinische Laien. Unser Wirken ersetzt nicht den Psychiater oder Therapeuten.
Fast alle sind wir sowohl wieder in unseren Familien angekommen als auch in der Arbeitswelt integriert.

Alle haben wir mindestens eine depressive Episode überwunden, kennen die Mechanismen, welche das Abgleiten in eine weitere Episode begünstigen. Alleine schon, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, senkt die Gefahr der Wiedererkrankung. Eine Selbsthilfegruppe wendet die erlernten Techniken in Gesprächsrunden an, um zum Beispiel die Auswirkungen von Stressfaktoren einzugrenzen.

Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe erkennen aus eigener Erfahrung, wann einem Mitglied, einem Freund eine Episode droht. Das frühzeitige Erkennen der Gefährdung des Gegenübers und der Rat von Freunden, sich um geeignete medizinische Hilfe zu bemühen, ist eine wertvolle Hilfe, um eine erneut drohende Episode durch geeignetes Therapieren in der Schwere deutlich zu verringern.


Betroffene sind sehr herzlich eingeladen, sich in die Gruppe einzubringen. Wir sind eine freie Gruppierung und unterliegen keinerlei gesellschaftspolitischen oder konfessionellen Zwängen.


Vertraulichkeit ist für die in den Gruppensitzungen besprochenen Themen ein ganz wichtiges Anliegen.

Depressionen & deren Behandlung in der Zeitgeschichte

Schon in den antiken Kulturen beschäftigt man sich in der Philosophie mit psychischen Erkrankungen. man versucht, mit Massagen, Aderlässen oder Diäten psychisch Erkrankten zu helfen. Damals wird vermutet, dass psychische Störungen aus dem Gehirn kommen. Man versuchte die Hirnaktivität der Erkrankten zu fördern und hofft eine Normalisierung der Befindlichkeit zu erreichen. Auch das Gespräch als Therapie bei schwächer Erkrankten ist bekannt.

Dieses Wissen ist im Mittelalter verloren gegangen. Medizin und Wissenschaft ist Sache der Kirche. Die Krankheit wird als „Strafe“ oder „Prüfung Gottes“ angesehen.

Im christlich geprägten europäischen Mittelalter gilt die Melancholie als eine der sieben Todsünden. Sie ist eine Strafe Gottes. Betroffene werden meist ausgesetzt oder in Klöstern verwahrt. Exorzismus und verschiedene Foltermethoden sind gängige „Heilversuche“. Andere werden Opfer der in ganz Europa üblichen Hexenverfolgung.

Anders im islamischen mittleren Osten: In Bagdad wird 792 das erste Krankenhaus für psychisch Kranke eröffnet. Die Geistesgestörten sind den körperlich Kranken gleichgestellt. Die Krankenhäuser sind mit Bädern, Bibliotheken und Gärten ausgestattet. Neben physiotherapeutischen Anwendungen wie Tanzen, Lesen, Theater, und Gesprächen, werden Kaffee, Wein, Cannabis, Haschisch, oder Mohn als Arzneimittel angewendet.

⁃ Ab etwa 1500 beginnt man in Europa wieder damit, die Melancholie als Erkrankung anzusehen. Ärzte und Philosophen setzen sich an den inzwischen etablierten Universitäten mit der Erkrankung auseinander.

⁃ Erkrankte werden jetzt hospitalisiert.

⁃ Mitte des 16.Jahrhunderts entsteht die Lehrmeinung, dass die Erkrankung neben nervlicher auch seelische Ursachen hat.

⁃ Der schottische Arzt Robert Whytt prägt Anfang des 18 .Jahrhunderts den Begriff „Depression“.

⁃ Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die Bezeichnung im allgemeinen medizinischen Sprachgebrauch durchgesetzt.

⁃ In den 1890ern wird Sigmund Freud mit seinen modernen Ansätzen der Psychoanalyse bekannt. Doch den schwer psychotischen oder schizophrenen Patienten bringen die Gespräche nichts.

⁃ Viele Nervenärzte glauben noch immer an die rein organische Ursache von psychischen Krankheiten und greifen zu rabiaten Behandlungsmethoden wie Elektroschocks, Eisbäder, krampfauslösende Medikamente – nicht selten mit schlimmsten Folgen für die Patienten. Selbst Malariaerreger werden Patienten gespritzt, um sie mit dem „heilenden Fieber“ zu „kurieren“. 

⁃ Die Psychochirurgie findet Anwendung in Gestalt der „Lobotomie“. Dabei werden die Nervenverbindung zwischen Thalamus, Frontallappen sowie Teile der grauen Substanz durchtrennt. Man möchte durch diesen Eingriff die emotionalen Empfindungen der Patienten stören und das Gehirn der Behandelten zum Ausbilden neuer (gesunder) Nervenverbindungen anregen. Eine Rückkehr in die Gesellschaft kommt jedoch für keinen der Betroffenen jemals wieder infrage… Berühmtheit erlangt dabei der US-amerikanische Psychiater Walter Freeman mit seiner Methode der Lobothomie. Erst 1978 wurde diese Form der Therapie in den USA verboten.

⁃ Die Elektrokrampftherapie (EKT) wird heute noch angewendet. Jedoch lediglich unter Narkose und Vergabe von muskelentspannenden Medikamenten. Der mindestens 30 Sekunden dauernde Krampfanfall betrifft dadurch nicht mehr den Muskeltonus. Er findet nur noch im Gehirn statt. Der Muskeltonus wird dabei wenig oder gar nicht involviert. Nebenwirkungen physischer Art sind bei dieser Therapie nicht mehr zu erwarten. Die Befürworter sind davon überzeugt: Wenn Medikamente und Psychotherapie an ihre Grenzen stoßen, kann diese Therapie bei bestimmten Formen von Depressionen eine wirksame Hilfe sein.

⁃ Bis in die 1970er werden Betroffene entmündigt und in psychiatrischen Anstalten weggesperrt. Eine Wiederkehr in die Gesellschaft ist für die damit rechtlosen Patienten nahezu unmöglich.

⁃ Erst am 31.August 1971 konstituierte sich aus Vertretern aller Interessensgruppen eine Kommission, welche sich mit der Behandlung psychisch Kranker befasst. Im Oktober 1973 legt die Kommission einen Zwischenbericht vor. Schwerwiegende Mängel bei der Versorgung psychisch Kranker werden offenbart.

⁃ 1975 legt die Expertenkommission Leitlinien zur Reform der Psychiatrie vor, die sogenannte „Psychiatrie-Enquete“. Seitdem ist die Versorgung psychisch Kranker viele besser geworden. Die wirklich schlimmen Zustände in den einstigen Heil- und Pflegeanstalten, bekannt als Irrenhäuser, sind damit endgültig vorbei.

⁃ Depressiv erkrankte Menschen werden inzwischen nicht mehr durch die ärztliche Diagnose entmündigt. In den meisten Fällen erfolgt die stationäre Aufnahme in einer psychiatrischen Einrichtung freiwillig auf Anraten der beteiligten Ärzte. Andernfalls bedarf es inzwischen eine richterlichen Anordnung. Es gibt Rechtsmittel für die Betroffenen.

⁃ Rund vier Millionen Menschen sind in der Bundesrepublik von der Depression betroffen.

⁃ Inzwischen sind die meisten Formen depressiver Erkrankungen mittels geeigneter Psychopharmaka und entsprechenden Therapien weit genug zu behandeln, um den Betroffenen ein selbstbestimmtes, in der Gesellschaft integriertes Leben zu ermöglichen.

!!! Eine Depression ist jedoch noch bloß „ein Beinbruch“. Die Depression kann überwunden werden. Es bleibt aber immer ein Rückfallrisiko. Dem zu Begegnen, ist hauptsächlich die Aufgabe der Betroffenen. Der Kontakt mit Therapeuten oder Psychologen und nicht zuletzt die eigene Arbeit, z. B. in einer Selbsthilfeeinrichtung, ergibt erst den eigenen langfristigen Erfolg mit der gesundheitlichen Situation.