Vorstandsmitglied stellt sich vor
Seit März 2023 bin ich Mitglied bei Anam Cara. Diese Zeit war anfangs eine der Dunkelsten meines Lebens – meine zweite schwere Krise seit 2019. Ich war damals bereits seit vier Tagen in die Klinik, in deren Fortbildungsräumen die Selbsthilfegruppe sich während der kühleren Jahreszeit auch heute noch trifft. Eine endlose Angstschleife hatte sich – im Zuge einer schweren Depression – in meinem Kopf und meiner Seele bereitgemacht. Ich war am Ende und hatte schreckliche Gedanken.
Heute bin ich sehr froh, den Weg in das untere Geschoss der Klinik gefunden zu haben, denn ich erfuhr Wärme und Verständnis. Trotz der dicken Mauern, die meine Seele wie ein tiefer Brunnen ohne Blick in den Himmel umgaben, konnte ich so etwas wie Gemeinschaft fühlen. Ich nahm noch nicht allzu viel wahr, nur, dass wir ein Bild aus Serviettentechnik bastelten. Ich wählte Schmetterlinge und arbeitete verzweifelt innerhalb der kleinen Leinwand an einem Projekt, welches den größten Wunsch, den ich mir nur vorstellen konnte, widerspiegelte: Endlich wieder frei und innerlich bunt zu sein. Ja: Einfach fortfliegen zu können.
Nun, da ich genesen und derzeit weitestgehend symptomfrei bin, erfreue ich mich wieder an meinem Dasein, mache eine neue Ausbildung, pflege soziale Kontakte, nehme am Leben teil und bin selbstverständlich ein anderer Mensch geworden. Auch bin ich in Ausbildung zur EX-IN- Genesungsbegleiterin, um mich aktiv beruflich gegen Pathologisierung/ Generalisierung und für Empowerment, das hoffnungsgebende Peer- Konzept mit u. a. Ressourcenfindung bei Menschen in einer Krise einzusetzen. Das Bild mit den Schmetterlingen hängt gut sichtbar bei uns zu Hause und erinnert mich daran, dass es immer wechselnde Tage und Stimmungen gibt. Und das kein Gefühl ewig bleibt.
Viele weitere Treffen im Schulungsraum – und auch bei warmen Klima im Klinikgarten – durfte ich seither wahrnehmen. Wir sind mal eine Handvoll und auch mal eine große Gruppe, die wir für unsere Gespräche aufteilen.
Die Anam Cara ist ein liebevoll gestartetes Projekt mit viel Potenzial und dem Anspruch, mit dabei und füreinander da zu sein. Mehr nicht. Aber auch auf keinen Fall weniger. Ein Ort zum Treffen, zum Erkennen von Gleichgesinnten und mit dem Gefühl, endlich wieder unter „normalen Menschen“ sein zu dürfen. Ich begebe mich seit 2019 mit auf den Weg, das Stigma „Seelische Erkrankung“ zu bekämpfen und gesellschaftlich sowie politisch den Recovery- und Inklusionsplan des neuen Bundesteilhabegesetzes von 2023 voranzubringen und bringe mich in der Öffentlichkeitsarbeit dieses Vereins mit ein.
D. Ludwig